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REVIEW GD&TOP

08/02/2011 2011-02-08 11:17:00 KoME Autor: Anna Blume

REVIEW GD&TOP

Das hier wird ein bisschen ein 2010 Jahresrückblick, ein bisschen ein Ausguss eines Fangirls und vor allem eine Albumreview.

2010 sollte das Jahr der YG Familie werden. Erst das neue Album von 2NE1, die Comebacks von S7ven und PSY und zum krönenden Abschluss das Zugpferd Big Bang.

Nun ist Mr. YG dafür bekannt Deadlines als relativ zu beachten und überhaupt für Künstler geltenja sowieso keine Regeln oder Versprechen.
So erschien anstatt des Big Bang Albums unter großem Getöse das Kollabo Album von GD&TOP. VIPs brachen in unbändiger Ekstaste aus, Kritiker schürten die Erwartungen und Inkigayo und Mnet weigerten sich diverse Lieder zu spielen.
Fast wie in den alten Zeiten also.

Aber auch nicht ganz. Folgendes Szenario entsprang meiner ganz eigenen Vorstellung, vielleicht unter Einfluß von "High High".
G-Dragon und T.O.P. sitzen über einer guten Flasche Wein/Soju/Bier/Saft und beschließen ein K-Pop Album rauszubringen das so gar nicht nach K-Pop klingt.

Ein bisschen zu viel Gestöhne, ein paar anzügliche Texte und eben auch ein paar Gitarren zum Rap, oder auch Sprachgesang wie es meine Omi zu sagen pflegt.
Was meine Oma damit zu tun hat? Nun eine kleine lustige Anekdote:
T.O.P. merkte bei einem Interview an, dass er neben G-Dragon als Ahjussi (älterer "Onkel") rüberkommt. Amüsant oder?

Fast genauso amüsant wie Beokigayo oder wie ich es gerne nenne: Double Bubble. Amüsant dabei ist nicht nur der tolle Chorus "This is double double double combo they say bubble bubble", oder diverse Liveauftritte (LINK), sondern auch wie geschmeidig die beiden eine Brücke zwischen Koreanischen Pop-Rap und dem guten alten oldschool Rap wie Method Man oder Snoop Dogg geschlagen haben. Da weiß man gar nicht, ob man fröhlich auf und ab hüpfen will, oder mit dem
Kopf zum Beat nicken soll. So macht man eben beides und gut ist.

Weniger amüsant aber umso anzüglicher erscheint "Baby Goodnight".
Bei diesem Lied wurde streng nach Checkliste (Französin, die irgendwas, hauptsache etwas ins Lied haucht? Check. Laszives, aus manch Erwachsenenfilm bekanntes Keyboard? Check. Das ein oder andere Stöhnen? Check. Ein T.O.P. der mit honigweicher Samtstimme Versprechungen ins Mikro säuselt? Check.) und dennoch gibt es wohl kaum ein Lied, das zur Zeit innovativer ist in der K-Pop Welt. Hört doch erst mal SNSD's Gee und Oh! und danach dieses Lied und ihr werdet erkennen was ich meine.
In einer perfekten Welt, würde manch DJ außerhalb Koreas in den äußerst hippen Clubs dieses Lied spielen und Mädchen und Jungs würden noch auf der Tanzfläche die '69er wieder aufleben lassen. Freie Liebe und das alles dank GD&TOP.

Aber leider wird das wohl nicht passieren, dieses Juwelchen kriegt nicht seine wohlverdiente Annerkennung und wir machen weiter mit "Oh yeah".
Für dieses Lied haben sich die beiden mal wieder Unterstützung von 2NE1's Park Bom geholt und es klingt sehr nach Big Bang. Keinesfalls schlecht, Bom's Stimme passt zu dem Lied wie der berüchtigte Deckel zum Topf, aber leider eben nichts neues. Auf einem Album, bei dem die restlichen Lieder eher zum unkonventionellen neigen, eben leider nur Durchschnitt, Mittelmaß.

Weniger Mittelmaß, aber umso betörender kommt "Don't go home tonight" daher. Die Autorin dieses Texts muss zugeben, dass sie beim ersten anhören das unwiderstehliche Bedürfnis empfand, ihre nicht vorhandene 70er Jahre Diskoschlaghose rauszukramen und wild unter der imaginären Diskokugel zu tanzen, dazu noch ein Margherita in der Hand und wir haben das fertige MV.

Um jetzt aber mal zu ernsteren Themen zu kommen, sprechen wir über G-Dragon's Sololied "Obssession".
Eine weitere Anekdote vorneweg: Obssession ist quasi die Fortsetzung von "She's gone" und mindestens genauso genial sind die Lyrics. Seine Stimme trägt zweifelsohne die Stimmung des Liedes weiter und allein beim Zuhören, steigt in einem das beklemmende Gefühl hoch, dass ein leicht manischer GD hinter einem steht und "Don't tell me cos that's my obssession" ins Ohr haucht. Leider kommen die Gitarren im Mittelteil recht altbacken (hallo Jon Bon Jovi?) und unpassend rüber. Genauso unnötig erscheint mir das Auto-tune. Es kommt einem fast vor, als würde sich der gute G-Dragon auf diesem Album neben TOP was den Rap angeht, etwas zurückhalten. Schade eigentlich.

Apropos TOP der Gute hat mit "Oh Mom" meiner Meinung nach den Vogel abgeschossen. Ich gebe zu, ich konnte das Lied nie zu Ende anhören. Ich habe es wirklich versucht, ich wollte es, vor allem nachdem ich mir den Songtext angesehen habe und für toll befand. Aber wenn nicht schon bei den schrecklichen Gitarren (wirklich das sind doch keine Gitarren, bitte holt euch Gitarren wie die Strokes, aber nicht Bon Jovi) dann spätestens beim Nägelaufrollenden "Oh ma gahd" verwehrt sich mir alles und ich springe schnell zu "Turn it up", denn das ist - auch wenn schon ein bisschen älter - der Sound, der zu TOP passt und auch überzeugend rüberkommt.

Schock und Schwerenot, sie hat mit keinem Wort die erste Single-Auskoppelung "High High" erwähnt, kein Wort darüber wie das Lied qualitativ manch Amerikanischen Künstler zum weinen und zur Verzweiflung bringen würde, kein Wort über die umwerfenden Rapparts, wie die beiden Herren sich beim Lied die Mikros elegant und smart zuspielen. Nun muss man wirklich über so ein tolles Lied viele Worte verlieren? Anhören, aufbrezeln, tanzen gehen das ist alles, das ich dazu sagen kann.

Und für diejenigen unter uns, die es besonders eilig haben und nicht das ganze Album erst durchhören wollen, um sich ein Bild zu machen, rate ich sich zumindest das "Intro" zu Gemüte zu ziehen. Da stellen die Herren gewitzt wie sie nun mal sind, sämtliche Tracks vor.

Was ist also im großen und ganzen über ein Album zu sagen, das aus so verschiedenen Bausteinen besteht?
Ein komplett homogenes Werk ist auf jeden Fall nicht entstanden, auch wenn das Intro versucht alle Lieder miteinander zu verknüpfen, aber vielleicht ist genau das gar nicht als Ziel zu sehen.
Es ist wohl einer ein einziger großer Abenteuerspielplatz, auf dem GD&TOP sich austoben konnten, ohne dabei in allzu großer Gefahr zu geraten Big Bang Fans
zu vergraulen.

Der Zuhörer kann dabei die verschieden Facetten und Farben der beiden erkennen und in die ein oder andere ihm eher unbekannte Musikrichtung schnuppern (ja sogar Ska-Einflüsse - siehe "What do you want?").
Mein letzter Satz? Ein Album domiert durch seine beiden dominanten Protagonisten, so erwachsen und qualitativ, wie man es zur Zeit im K-Pop nicht finden wird.
Und wenn ihr es auch schon nicht deswegen kaufen wollt, dann zumindest wegen der schönen Glitzerverpackung.
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