Konzertbericht

"Ameagari no yuushi" – sukekiyos überwältigender Auftritt in Berlin

15/09/2015 2015-09-15 04:00:00 KoME Autor: Martyna "Gin" Wylecial Übersetzer: Denise Roma

"Ameagari no yuushi" – sukekiyos überwältigender Auftritt in Berlin

In Berlin öffneten sukekiyo ihren Fans die Tür in ihre Welt - mit einem hypnotisierenden und verschlingenden Konzert.


© Agata 'andi' Paz
Im Rahmen ihrer Ameagari no yuushi-Tour, um ihr Debütalbum "IMMORTALIS" zu promoten, traten sukekiyo am 20. September auch im Berliner C-Club mit einer atemberaubenden Setlist auf. sukekiyo ist ein musikalisches Projekt des DIR EN GREY-Sängers Kyo, der zu diesem Zweck verschiedenste namhafte Musiker um sich versammelte. Fans sahen dem Auftritt mit Ehrfurcht entgegen, denn ja, sukekiyos Konzert erinnerte vielmehr auch an einen Auftritt, an eine Performance, als nur an ein typisches Rockkonzert, was dieses zusätzlich zu etwas Besonderem machte. Eine geradezu einzigartige, intime Atmosphäre lag über dem Club, die die Fans gleich von Anfang an gefangen nahm.

Der Erste, der die Bühne an diesem Abend betrat, war der Schlagzeuger Mika, gefolgt von Bassist Yuchi und den beiden Gitarristen utA und Takumi. Letzterer setzte sich gleichzeitig hinter das Keyboard, die Akustikgitarre auf seinen Beinen ruhend. Kyo stieß als Letztes hinzu, gekleidet in eine schwarze Weste und auf dem Kopf einem schwarzen Hut, der, tief ins Gesicht gezogen, die Augen verdeckte. Völlig bewegungslos stand er vor der Menge, das rechte Ohr der Band zugewandt, auf die ersten Töne von "DESTRUDO" wartend. Und kaum entfaltete sich die Musik in der Halle, entspann sich auch ihr Zauber.

Die Fans waren wie gebannt von den wundervollen Songs "Aftermath" und "Elisabeth Addict", deren Klang von ungewöhnlichen Instrumenten entlockt wurde. Es verwundert angesichts dieser nicht, dass sukekiyo in erster Linie als ein Künstler-Projekt verstanden wird und erst an zweiter Stelle als Band, da sie weit mehr zu bieten haben als andere. Durch sie schafft sich Kyo einen Raum, um sich emotional völlig neu zu entfalten, anders als es ihm bei DIR EN GREY möglich wäre. sukekiyo performt mit einer unbeschreiblichen Behutsamkeit, ihre Musik enthält kaum etwas von der Brutalität, die DIR EN GREYs Musik ausmacht. Sie ist stattdessen oft langsam und leise und hinterlässt einen tiefen Eindruck, sodass es einem schwerfällt, sich nicht in der Musik zu verlieren.

Aber nicht nur Kyo überzeugt mit seiner Performance, auch die anderen Musiker zeigten außerordentliche Begabung und Fertigkeit mit und an ihren Instrumenten. utA war völlig in der Musik versunken, sang tonlos fast jeden Song mit und betonte dramatische Momente, bei denen er den Kopf in den Nacken legte und sich an den Haaren zerrte. Einige wenige Male versuchte utA, die Menge zum Headbangen zu animieren, aber nur wenige reagierten entsprechend. Die meisten waren schlichtweg von der Performance des Leadsängers gebannt und konnten sich nicht davon losreißen.

Es war eindrucksvoll zu sehen, aus was für unterschiedlichen, begabten Musikern sich die Band zusammensetzte, wie viele verschiedene Instrumente sie zum Einsatz brachten. Takumi spielte nicht nur die Gitarre und auf dem Piano, sondern war zudem auch noch verantwortlich für den Einsatz von Backgroundmusik, wofür er an zwei Laptops hantierte. utA spielte neben der Gitarre auch noch die Taishōgoto, der elektrischen Version der Koto, einer traditionell japanischen Zither, auf der er ungewöhnlicherweise mit einem Violinbogen spielte. Und zusätzlich zur Bassgitarre spielte Ychi auch noch den Kontrabass, dessen tiefer, satter Klang durch die Halle resonierte und auch in den Zuhörern widerhallte. In Kombination mit Mikas variierenden Schlagzeugtechniken kreierten die Musiker eine hinreißende musikalische Kulisse für Kyos Stimme.

Es ist wiederum nicht ganz fair zu sagen, dass die Musiker von sukekiyo lediglich den Hintergrund für Kyos Performance lieferten. Tatsache ist, dass sie nicht weniger wichtig oder eindrucksvoll waren. Nur durch ihre Musik war es dem Sänger möglich, sich auf die Art auszudrücken, wie er es getan hat. Die kostbaren Momente, in denen er stillstand und seinen Kopf der Musik zuwandte, um die Musik in sich aufzunehmen, unterstrichen das unerlässliche, einzigartige Zusammenspiel der Band, nur so ist diese Form der Musik, sind diese Auftritte möglich.

Viele Aspekte des Konzertes machten dieses auch zu einer Performance. Kyo hat nicht nur gesungen, er hat die Musik erlebt, sie gelebt und seine Gefühle mithilfe seines gesamten Körpers zum Ausdruck gebracht. Seine Bewegungen und sein Tanzen waren direkte Reflexionen der Musik, die ihn durchdrang und es war für manche Fans schwer, sich nicht mit ihm mitzubewegen. Phasenweise wurden seine Bewegungen sehr dramatisch und heftig, so zum Beispiel auch, als er sich mit dem Mikrofonkabel buchstäblich selbst die Kehle zuschnürte oder sich mit Wasser quasi ertränkte. Was er darstellte, war wirklich hypnotisierend, sodass man den Blick nicht abwenden konnte. Oder aber auch solche Momente, in denen die Musik lauter und rauer wurde und in denen der Sänger auf die Knie fiel und markerschütternde Schreie herausbrüllte.

Es gab während des Konzerts letztlich kein überflüssiges Element, keine schalen Aktionen. Es wirkte zum einen wie ein durchorganisierter Auftritt, gleichzeitig schien es aber auch spontan und improvisiert. Nach den zwei Stunden verließ Kyo die Bühne mit einem leisen "oyasumi" (japanisch für "Gute Nacht"), gefolgt von den anderen Musikern. Niemand verlangte nach einer Zugabe - nicht weil es den Fans nicht gefallen hatte, sondern weil dieses Konzert so vollständig war, dass es nichts mehr gab, was noch hätte kommen und nichts, nachdem man noch hätte fragen können.

Der Abend war überwältigend und einzigartig und mit keinem anderen Konzert vergleichbar. Es ist schwer sukekiyo nicht im selben Atemzug mit DIR EN GREY zu nennen und sie nicht miteinander zu vergleichen. Tatsache ist jedoch, dass die beiden Bands Welten voneinander trennen. Kyos Art mit DIR EN GREY zu singen, ist eine völlig andere wenn er mit sukekiyo auf der Bühne steht: Bei Konzerten mit Ersteren, singt er, um Gefühlen freien Lauf zu lassen, während er mit den Letzteren Gefühle hervorruft. Beides berührt den Hörer auf seine unbestreitbare, einzigartige Weise, aber nichtsdestotrotz unterschiedlich. sukekiyos Berlinkonzert war pure Magie und jeder, der die Chance genutzt hatte, sich an dem Abend davon verzaubern zu lassen, war unsagbar glücklich.


Setlist:

01. destrudo
02. aftermath
03. elisabeth addict
04. latour
05. nine melted fiction
06. the daemon's cutlery
07. Intermission
08. New Song
09. scars like velvet
10. zephyr
11. hidden one
12. hemimetabolism
13. uyuu no sora
14. vandal
15. madaraningen
16. 304 goushitsu, shita to yoru
17. kugui
18. mama
19. in all weathers
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