Interview

Interview mit I&I DJANGDAN

21/09/2008 2008-09-21 12:00:00 KoME Autor: Kay & sianface Übersetzer: Katy

Interview mit I&I DJANGDAN

Interview mit der koreanischen Dub Band I&I DJANGDAN


© I&I DJANGDAN
I&I DJANGDAN sind eine der wenigen Reggae und Dub Gruppen in Korea. Nach der Veröffentlichung ihrer EP Culture Tree Anfang des Jahres, nahmen sich I&I DJANGDAN die Zeit um über ihre Musik und die Zukunft der koreanischen Reggaeszene zu reden.

Könntet ihr euch kurz vorstellen?

Francois: Wir sind I&I DJANGDAN, die erste Generation der Dub Musik in Korea.

Wie habt ihr euch getroffen und was brachte euch dazu eine Band zu gründen?

Francois: Ich traf Bang-jan vor einigen Jahren in einem Club in dem wir spielten. Ich mochte Reggae seit ich in das Land kam und Bang-jan leitete die einzige bekannte Reggaeband in Südkorea, Windy City. So verband uns unser gemeinsames Interesse an Reggae; man findet nicht jeden Tag jemanden hier, der die selbe Leidenschaft teilt. Die Reggae- und Rastamusikszene in Korea ist noch sehr jung.

Wir trafen uns später im Studio wo ich das Mischpult bediente während er Drums spielte. Dies war die Geburt von I&I DJANGDAN.

Was bedeutet der Bandname

Francois: "I & I" bedeutet eigentlich "wir". Das ist jamaikanischer Patois (Anm.: Jamaikanischer Slang). Wir mochten diese Art "Wir" zu sagen, weil es bedeutet, dass die Gruppe aus verschiedenen Individuen besteht und diese Unterschiede die Gruppe besonders machen.

"DJANGDAN" bedeutet "Rhythmus" auf Koreanisch. So steht unser Name eigentlich einfach für "unser Rhythmus", "unser Beat".

Reggae/Dub scheint nicht wirklich eine bekannte Musikrichtung in der koreanischen Musikindustrie zu sein. Wie stießt ihr das erste Mal auf diese Art der Musik und warum habt ihr beschlossen sie selber zu machen?

Francois: Ich entdeckte Reggae vor ungefähr 15 Jahren als meine Schwester Bob Marley in ihrem Zimmer hörte. Danach saß ich oft stundenlang vor der Anlage meiner Eltern und hörte Bob Marley, Burning Spear, Isreal Vibration und all die legendären Urväter der Reggaemusik. Seitdem fühlte ich mich mit den Texten und den Persönlichkeiten der Rastas verbunden. Am allermeisten beeindruckte mich die Tatsache, dass, obwohl es die 70er Jahre waren, die Musik sehr realistisch schien. Reggae war seitdem ein wichtiger Einfluss in meinem Leben.

Einige Jahre später beschloss ich eigene Musik zu machn, nachdem ich mir einen Drumcomputer und ein altes Keyboard von einem Freund gekauft hatte. Danach kaufte ich mir einen alten Computer und setzte die Möglichkeiten von Musiksoftware in die Praxis um, so begann ich langsam mein hauseigenes Studio aufzubauen.


Welche Künstler haben dich inspiriert?

Francois: Nun, natürlich Bob Marley und King Tubby, Augustus Pablo, Johnny Clarke, Sugar Minott, Earl Chinna Smith, all die guten jamaikanischen Künstler. Auch Lee "Scratch" Perry wegen seiner besonderen Art zu arbeiten, sowohl technisch als auch spirituell. Leute sagen er sei verrückt, doch ich glaube er ist eher ein Genie als ein Verrückter. Er war schon immer sehr innovativ was seine Aufnahmen und Überarbeitungen angeht und er ist definitiv der Papa des Dub.

Wir interessieren uns auch sehr für die UK Dub Szene wie Jah Shaka, Aba Shanti I, the mighty Iration Steppas, Conscious Sounds, Vibronics, Zion Train, etc. Sie verwenden viel mehr digitale Entwicklungen doch es ist immernoch der Fortbestand der Arbeit der jamaikanischen Meister. Das erste Mal als ich Aba Shanti Is oder Iration Steppas' Live Sessions sah, war es sehr bedeutend für mich. Die Art wie sie ihren Sound kontrollierten und den Bass "physikalisch" vollendeten beeindruckte mich. Ich konnte die Musik spüren und nicht nur hören.

Wie gut wird euer Musikstil in Korea angenommen? Gibt es eine große Anhängerschaft der Reggae und Dub Musik in Korea?

Francois: Unsere Musik wird ziemlich gut aufgenommen obwohl es noch nie ein bekanntes Genre hier war. Wir genießen es manchaml die überraschten Gesichter der Leute zu sehen, wenn sie unsere Auftritte sehen. Es gibt noch keine große Anhängerschaft unserer Musik, doch sie wächst schnell, wir sehen das.

Anstatt dem Beispiel anderer Dub Bands zu folgen habt ihr einige koreanische Einflüsse mit untergemischt. Wieso habt ihr beschlossen das zu tun? War es vielleicht um es zugänglicher und vertrauter für das koreanische Publikum zu machen oder gibt es einen anderen Grund?

Francois: Wir taten dies weil wir traditionelle, koreanische Musik und Dub wirklich mögen. Für mich persönlich, ich hatte diese Idee bereits bevor ich nach Korea kam, als meine Frau mir eine CD mit traditioneller Musik schickte. Ich interessierte mich für die Musik der Welt. Ich dachte sowas gibt es hier bereits, doch das Einzige was ich hörte war "Fusion" was nicht wirklich meinem Geschmack entsprach obwohl ich traditionelle Musik mag. Ich glaube Fusion ist nur ein Mix aus Oberflächlichkeiten und erreicht nicht wirklich die Tiefen der verwendeten Elemente.

Jang-Goon, du singst of in der traditionellen koreanischen Art. Wie lerntest du so zu singen? Wieso hast du beschlossen das mit Reggae zu verbinden?

Jang-Goon: Ich ging selbtständig in eine traditionelle koreanische Musikschule als ich in die sechste Klasse der Grundschule ging. Ich dachte, dass es sehr hilfreich wäre wenn ich gut singen könnte wenn ich Pansori lernte. Seitdem lernte ich Pansori bis ich zur Uni ging. Ich weiß mehr and habe mehr über Pansori gelernt als ich mich tiefer damit befasste.

Ich denke ich bin meiner Musik und meinen Leuten in den letzten zehn Jahren näher gekommen und so experimentiere ich weiter, indem ich meine Musik mit anderen Stilen verbinde.

Francois, als einziges nicht-koreanisches Mitglied der Band, glaubst du, du bringst andere Einflüsse in die Gruppe?

Fracois: Ich glaube den wichtigsten Einfluss den ich bringe, ist die Rastafarikultur, da ich mich seit mehr als zehn Jahren dafür interessiere. Musik ist das was die Rastafaris außerhalb Jamaikas bekannt gemacht hat, so denke ich ist es wichtig weiterhin so darüber zu reden.

Bevor die Band startete, wählte ich Dubmelodien vermischt mit traditionellen Flöten und Saiteninstrumenten. Zu dieser Zeit realisierte ich das Potential der koreanischen Wurzeln und traditioneller Musik wenn sie mit Reggae vermischt werden. Doch den Haupteinfluss den ich bringe ist die Dubart: Alle Livesounds der Mitglieder in der Art der ersten jamaikanischen Dub Künstler wie Lee "Scratch" Perry oder King Tubby zu vermischen und Samples hinzuzufügen.

Der einzige Nicht-Koreaner zu sein ist etwas gutes, besonders da ich fast nur durch die Musik kommuniziere und verstehe, während die anderen Mitglieder auf koreanisch diskutieren. Deswegen fühle ich, dass Musik etwas universelles ist. Der der es fühlt, weiß es!

Ban-Jang, als Mitglied von Windy City hast du geholfen Reggae Musik der heimischen Zuhörerschaft vorzustellen; wie fühlst du dich über diese Leistung?

Ban-Jang: Ich würde nicht sagen, dass ich irgendwelche Errungenschaften oder Erfolge als Reggaemusiker oder Überbringer habe. Die koreanische Reggae Musikszene hat gerade erst begonnen und worauf ich stolz bin ist, dass ich Reggae Musik und die Nachricht seit acht Jahren ernst nehme, seit ich in einer Reggae Band namens bus-riders war. Es gab und es gibt immernoch wenig Reggaemusiker aber es ging oft nur um einen Trend, nicht um eine bewusste Nachricht. Ich kann ehrlich sagen, dass sie nichts über Reggae wissen. Reggaemusik ist die Zukunft der Musik in dieser Generation.

Korea ist eines der ersten Länder die sich nicht um ihre Wurzeln und Traditionen kümmert. Deswegen braucht Korea Reggaemusik. Ich spüre das immer mehr und mehr und in einigen Jahren werde ich wieder darüber nachdenken. Reggae, Dub und I&I DJANGDAN besitzen den Klang der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Bäume beinhalten die Natur als Sound.

Es spielt keine Rolle ob man Reggae, Salsa oder ein anderes Genre spielt, unsere Musik hat eine Nachricht und eine Übereinstimmung. Es ist noch zu früh um über das Ergebnis zu reden. Es läuft jetzt gerade ab.

Wenn man auf ältere Reggaelieder zurückblickt, findet man oft Themen wie Armut, Unterdrückung, Diskriminierung und andere soziale Probleme die während der 70er Jahre in Jamaika wichtig waren als Reggae entstand. Korea auf der anderen Seite hat einen total anderen Hintergrund, doch ihr zeigt typische Reggae und jamaikanische Symbole auf eurer Webseite. Da es so verschiedene kulturelle Hintergründe gibt, was für eine Bedeutung hat Reggaemusik für euch?

Francois: Obwohl das heutige Korea einen ganz anderen Hintergrund als das Jamaika der 70er Jahre hatte, gibt es immernoch übrall Armut, Unterdrückung und Diskriminierung. Man sieht es nur aus einem anderen Blickwinkel.

In Korea lebend, sehe ich dass die Entwicklung und die wirtschaftliche Situation sich rapide verändert, aber bei der Armut hier geht es nicht nur um Geld (obwohl es auch arme Menschen hier gibt), es geht großteils um Identität und Kultur allgemein. Sicher nicht mehr um Geld. Unterdrückung und Diskriminierung sind ebenfalls in verschiedenen Formen, obwohl es doch anders ist als das was die Menschen während den 70er Jahren in Jamaika erlebten.

Ich glaube der Sinn von Reggaemusik ist über verschiedene Probleme und Ungerechtigkeiten die die Menschen weltweit erfahren zu sprechen. Rastamusik spricht nicht nur für die Menschen in Jamaika, obwohl sie von dort kommt. Viele Menschen aus verschiedenen Orten auf der Welt wurden von den Mitteilungen berührt obwohl sie verschiedene Hintergünde haben. Es ist eine universelle Nachricht deren hauptsächlicher Grundsatz die Worte und die Geschichte von Haile Selassie I (Anm.: Kaiser von Äthiopien von 1930-1974. Symbol für den leibhaftigen Gott in der Rastafaribewegung) ist. Die Bedeutung der Reggaemusik ist für mich einfach Liebe in all seinen Formen auszudrücken. Wir nutzen sie auch um auszudrücken was falsch um uns herum geschieht.

Gibt es irgendwelche bestimmten Mitteilungen die ihr mit eurer Musik machen wollt? Arbeitet ihr mit den Hauptbotschaften der Reggaemusik oder habt ihr andere?

Francois: Da die Rastamitteilung Liebe verbreiten und Verstehen ist, arbeiten wir mit der selben. Wir haben aber auch einige Bedenken was die Situation in Korea angeht, politisch, kulturell etc.

Als erste Dub Band hier, hoffe ich, dass wir einige Beispiele dafür bringen, dass man mit neuen Dingen experimentieren kann. Die Vielfältigkeit ist in der koreanischen Musikszene ziemlich schwach wenn man sie mit anderen Ländern vergleicht. Wenn man die Line-ups einiger großer Festivals sieht, oder einfach Seouls Club Szene, ist es nicht einfach etwas Frisches dort zu finden. Unsere Band ist Ausdruck für das Bedürfnis nach anderen Dingen und mehr Mannigfaltigkeit in der koreanischen Musikszene.

Auf eurem Myspace Profil habt ihr über politische Themen wie Mikrochips in Reisepässen geschrieben. Wollt ihr politische Veränderungen mit eurer Musik erreichen? Wenn ja, wieviel Einfluss glaubt ihr hat Musik auf die Politik?

Francois: Natürlich hoffe ich auf einige politische Veränderungen. Wenn unsere Musik nur zu 0.000000001% dazu beitragen kann, empfinde ich das schon als kleinen Sieg. Ich glaube nicht, dass Musik so große Macht auf die Politik ausüben kann, doch sie kann Menschen bewegen, die auf die Politik Einfluss haben.

Rastamusik generell kümmert sich nicht um Politik, mehr um spirituelle Ideen und verschiedene Argumente die von einem anderen Standpunkt gesehen sehr politisch sein können.

Zu den Mikrochips die in den neuen koreanischen Reisepässen sein sollen, ich glaube das es was angsteinflößend ist, wenn die Weiterbildung solcher Ideen weiter geht. Es gibt immer mehr Kontrollen. Zum Beispiel, als ich das letzte Mal nach Japan ging, war ich überrascht darüber, dass es nun digitale Abdrücke gibt und Fotos gemacht werden. Ich habe mich noch nie an solchen Orten schuldig gefühlt, doch diese Verfahren führen dazu, dass ich mich frage "Bin ich wirklich unschuldig?!"

Ich weiß das wissenschaftlich gesehen Biotech (Technologie für den Körper) möglich ist und ich hoffe, dass Reisepassmikrochips nicht dazu führen, denn sonst sind wir unter der totalen Kontrolle von, ich weiß nicht was. Vielleicht werden wir in der Zukunft Mikrochips unter der Haut haben. Manchmal ist Scince Fiction so real.

Vor kurzem veröffentlichtete ihr die EP Culture Tree. Könnt ihr uns etwas darüber erzählen und was die Leute davon erwarten können?

Francois: Die Culture Tree EP ist die erste Dub Scheibe in Korea, wir nahmen sie "inna Dub Tradition" auf, mit analogen Effekten und Mischpulten. Die Leute können Kulturübergreifende Klänge und Experimente mit Dub Musik und traditionellen koreanischen Wurzeln erwarten.

Wie gingt ihr beim Songschreiben vor? Gibt es eine bestimmte Art wie ihr Lieder schreibt?

Francois: Jam Sessions, so machen wir neue Lieder. Wir jammen, nehmen auf, wählen die guten Teile aus, diskutieren darüber und beginnen mit den Arrangements.

Wenn ihr einen Song auswählen müsstet um die Band vorzustellen, welcher aus Culture Tree wäre das?

Francois: Ich würde Irie Rang auswählen, unsere Version von Arirang, einem sehr bekannten traditionellen Lied das fast jede Region in Korea auf seine Art singt.

Ich glaube dieser Song ist sozusagen das Aushängeschild der koreanischen Kultur. Meine Frau erzählte mir das fast jede koreanische adoptierte Person in anderen Ländern das Lied kennt, obwohl sie die Sprache nicht können. Ich dachte sogar, bevor wir unsere eigene Version machten, es sei die Nationalhymne!

Wo fühlt sich I&I DJANGDAN eher zu Hause: Im Studio bei Aufnahmen oder bei Liveauftritten?

Francois: Wir genießen beides, aber ich persönlich bevorzuge die Live Sessions, denn da lebt die Musik wirklich. Aber auch die Aufnahmen haben ihre Vorzüge. Sie helfen uns etwas zu schaffen, das für eine lange Zeit bestehen bleibt.

Was kann man von einer I&I DJANGDAN Live Show erwarten? Gibt es Pläne eure Shows ins Ausland zu bringen?

Francois: Die Menschen können erwarten zu spüren, wie die koreanische Kultur aus dem Boden aufersteht, also spingt auf! Wir haben Pläne diesen Dezember mit unserer Show nach Äthiopien zu gehen und wir sind natürlich offen in anderen Ländern ebenfalls zu spielen.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Francois: Ein vollständiges Album in verschiedenen Formaten aufzunehmen, manche 7-inch LPs die man in Tonanlagen spielen kann, und wir wollen auch in so vielen Ländrn wie möglich auftreten.

Einige abschließende Worte für unsere Leser?

Francois: Danke fürs Lesen und hört in unsere Musik mal rein wenn ihr Zeit habt! Bless up, every time.

KoME bedankt sich bei I&I DJANGDAN die dieses Interview möglich machten.
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