Review

Epik High - [e]

22/09/2009 2009-09-22 23:46:00 KoME Autor: Katy

Epik High - [e]

Nach mittelmäßigen Remixen können Fans aufatmen - Tablo,Tukutz und Mithra kehren in Höchstform zurück


© Epik High
Album CD

[e]

Epik High

Eigentlich hätte man von den letzten Sommertagen noch ein wenig Sonne erwarten können um sich von dieser zu verabschieden bevor es langsam auf den Winter zugeht, doch die letzten Tage über haben wieder großteils graue Wolken den Himmel bedeckt. Warm eingepackt in eine Decke sitze ich also auf meinem Sessel, drehe laut Musik auf und schließe die Augen. Aus den Boxen ertönen die leisen und zögerlichen Klavierklänge von Oceans. Sand. Trees, dem ersten Lied auf Epik Highs neuem Album [e]. Wenn man aufmerksam lauscht und sich einen ruhigen Strand vorstellt, versteht man den Titel auch. Wie die vorsichtigen ersten Schritte barfuß ins Wasser klingen die anfänglichen Töne, die Akkorde danach wie die herannahenden und wieder zurückweichenden Wellen, die einem den Sand um die Zehen wirbeln. Und hinter einem weht eine leichte Abendbrise durch die Bäume und bringt die Blätter zum Rauschen. Herrlich.

Man fühlt sich schon recht wohl bei diesem Anfang und Epik High enttäuschen mit dem Rest auch nicht. Nach bereits zwei Veröffentlichungen in diesem Jahr, Map The Soul und das darauffolgende Remixalbum Remixing The Human Soul, sollte man eigentlich meinen, die Kreativität der Jungs sei für die nächsten paar Monate ausgeschöpft. Doch da hat man falsch gedacht, denn mit [e] beweisen sie, dass noch viel mehr in ihnen schlummert, das heraus will. Und es sind keineswegs langweilige, ausgelutschte Melodien, die man schon zehn mal gehört zu haben meint. Nein, wiedereinmal schaffen sie es mit diesem Doppelalbum und ihrer ganz eigenen Art zwischen Rap, Hip Hop und Mainstream die Balance zu halten.

CD1 des Albums befasst sich dabei hauptsächlich mit ruhigeren Klängen, viel Klavier ist im Einsatz und man möchte eigentlich jedes Lied einzeln hören um jedes noch so kleine Detail zu erleben.
Highlights sind unter anderem Heaven ft. MYK, auf dessen Solodebüt viele sehnlichst warten. Eine einfache Gitarrenmelodie eröffnet den Track und trägt dann auch den Rap durch das Lied. Eine Liebeserklärung ohne Zweifel und so zärtlich, zur selben Zeit aber bestimmt vorgetragen.
Aber auch Emologue, welches hauptsächlich eine Glockenspielmelodie ist, gegen Mitte des Liedes trägt Tablo jedoch seinen Monolog vor. Zwar ist es mit 1:04 Minuten fast nicht als Song zu bezeichnen, trotzdem hat es seine Wirkung, vielleicht sogar mehr als viele andere, mit Emotionen überladenen Lieder.

Dunklere Melodien treten aber auch auf, sowohl Slow Motion, als auch Maze haben diesen gewissen düsteren Unterton, wobei ersteres noch ein Stück weit verzweifelter klingt und man es sogar als leicht Trance angehaucht bezeichnen könnte. Happy Birthday to Me zeigt dagegen die melancholische Seite des Trios, während man im Vordergrund hauptsächlich den schwermütigen Gesang und das traurige Klavier hört, ertönt im Hintergrund immer wieder Klatschen, freudiges Lachen und das Geräusch von anstoßenden Gläsern. Es passt einfach nicht zusammen, klingt einfach nicht richtig - genauso wie der Titel, und schon macht es wieder Sinn und gehört doch genau dort hin.
Mit dem Pfeifen des Windes, schweren Schlägen und dunklem Piano endet dann die erste CD auch. Owls. Shadows. Tears, der Titel passt auch hier - wie beim ersten Lied - wie die Faust aufs Auge. Würde man ein Bild dazu malen, würde es sicher eine dunkle, ungemütliche Nacht am Waldrand zeigen, etwas unheimlich mit einer Eule im Baum die nichts gutes zu verheißen scheint, aber auch etwas traurig, denn eine allein umherwanderne Person wäre darauf sicher auch zu finden.

Der Beat scheint sich langsam aufzubauen, MYKs Rhymes scheinen auf etwas größeres vorbereiten zu wollen und Tukutz Scratchen endet mit einem "Yeah!" - mit Orchestras. Spotlights. Turntables kann man sich auf das Kommende einstellen, denn CD2 kann man zwar nicht als die fröhlichere der beiden bezeichnen, ist aber definitiv die beatlastigere, die einen an gewissen Stellen sogar auf die Tanzfläche lockt. Dazu gehören definitiv High Technology und Wannabe, welches jedem der das MV dazu auf YouTube gesehen hat definitiv zum Lachen brachte, erst recht wenn man den koreanischen Kassenschlager The Host kennt. Eine gelungene Parodie zu diesem Horrorstreifen war es nämlich und eigentlich garnicht so unpassend als Video, geht es in dem Lied doch um das Nachmachen und dass viele einfach nicht mehr selbst nachdenken und sich nichts Neues überlegen. Madonna im Gegensatz macht das mit der Tanzfläche und dem Hüfte schwingen schon von alleine klar mit den ersten Worten "Just dance like a virgin on the Dancefloor". Sehr Discomäßig angehaucht, macht aber Spaß und Mellows Gesang fügt sich gut in den Beat ein.

In Hyung (ft. MYK, YDG, Dok2) sind einige hervorragende Rapper vereint und man bekommt einen Track vorgesetzt, der Hip Hop durch und durch ist: Richtig Old School und von der Sorte, die man heute vergeblich in den Charts sucht, aber eher auf verstaubten Platten des letzten Jahrzehnts findet. Doch dass sie genau diesen Hip Hop auch auf die Schippe nehmen können zeigen sie mit Sensitive Thug. Wer jetzt das Lied hört denkt sich wohl beim ersten Mal nichts, die Wiederholung von "I'm a sensitive thug und besonders die Betonung scheint aber doch ein wenig suspekt. Eine Übersetzung verschafft abhilfe, es wird einfach auf sehr ironische Weise unter anderem erzählt, dass dieser sensible Gangster bei Filmen weint wenn der Bösewicht stirbt und immernoch Taschengeld von seiner Mutter bekommt. Wer beim zweiten mal Hören jetzt die Ironie nicht schon aus den Lautsprechern triefen sieht, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Die Ernsthaftigkeit verlieren sie jedoch nicht aus den Augen und dass sie sich ihren internationalen Fans immer mehr nähern, ist mittlerweile ja allgemeinhin bekannt. So verwundert es auch kaum mehr, dass man zu Rocksteady eine koreanische Version featuring Paloalto, Dok2, Beatbox DG und Beenzino und eine englische featuring Kero One, Dumbfoundead, MYK und Rakka (Dilated Peoples) findet.
Gelehrt hat Tablo den Hörer aber auch schon einiges und so rappt er uns auf diesem Album den vierten Teil seiner Lesson Serie vor, Lesson 4. Dass die Lyrics dieser Tracks zum Nachdenken anregen wissen Epik High Fans bereits, dennoch gehört Lesson 4 nun eindeutig nach Lesson 1 aus ihrem ersten Album zu der 'Unterrichtsstunde', die die Stimmung auch ohne koreanischkenntnisse herüberbringt.
Organs. Screams. Television schließt die CD schließlich ab und auch hier ist der Titel Programm. Mit dem Rauschen des Fernsehers hört es auf und man weiß man ist am Ende des Doppelalbums angekommen.


Fazit
Epik High gehören nicht mehr zu den Gruppen, von denen man Innovatives, Neues und bisher noch nie gehörtes erwartet, denn kaum ein Künstler kann diese Versprechen einhalten. Was Epik High einhalten ist bei jedem Album high quality Musik zu liefern die einfach zu vielen Lebenslagen zu passen scheint. Sie gehören nicht zu denjenigen, die nur noch nach der Pfeife der großen Plattenbosse tanzen und an der großen Varietät ihrer Lieder merkt man, wieviel Spaß sie an der Musik haben, egal welches Genre.
Persönlich gehört das Album für mich zu den bisherigen Highlights dieses Jahres, Hip Hop und Rap auf höchstem Niveau und in unterschiedliche Hüllen gepackt, sodass für jeden etwas dabei ist. Sogar besser als Map The Soul würde ich wagen anzumerken, aber jetzt hat sich das Hip Hop Trio definitiv eine Pause verdient!
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Album CD 2009-09-16 2009-09-16
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