Das digitale Zeitalter: Marketing Zugang Weltweit
Visual Kei ist in Japan, obwohl es zur Undegroundszene gehört, ständig im Blickfeld der Öffentlichkeit. In der Vergangenheit gab es Ratings, Werbungen und Anzeigen für zukünftliche Veröffentlichungen; es gibt Geschäfte die sich allein auf Visual Kei Musik spezialisiert haben, Merchandise und eine Reihe von Internetseiten von denen die japanischen Fans sich bedienen können. Ferner, bedingt dadurch das Visual Kei ein Nischenmarkt ist, gibt es auch Magazine, welche sich speziell an Fans der Szene richten, sowie TV Sender die rund um die Uhr Visual Kei Videos austrahlen. Dadurch das die Popularität von Visual Kei im Ausland immer weiter steigt, sind die Zugänge rund ums Marketing des Visual Keis differenziert zu betrachten.
Während in den Anfangsjahren Visual Kei im Ausland nur über illegale Downloads verfügbar war, wurde es bald darauf schon greifbar auf Second-Hand Plattformen wie ebay, sowie von unabhängigen Fans. 2001, als Visual Kei gerade erst begann populär in den Vereinigten Staaten zu werden, veröffentlichte
Cameron Scholes, ein kanadischer Visual Kei Fan, ein erstes Englischsprachiges Magazin für Visual Kei, genannt "Blush". Sein Bestreben scheiterte an der Anzahl der Anhänger in den Staaten, und das Magzin wurde bereits nach der ersten Auflage wieder eingestellt.
Scholes beschrieb es damals als "ein Magazin das seiner Zeit viel zu weit voraus war und nicht gewürdigt wurde."1
Nur ein paar Jahre später, nachdem der Boom im Ausland ausbrach, war das Verlangen immer noch stark gegenspielend, und die Fans nutzten viele verschiedene Wege um Visual Kei Artikel zu ergattern: Shopping Services, Online Webseiten, Anime Conventions und eBay. Heute, über elf Jahre nachdem Visual Kei erstmalig in der westlichen Welt bemerkt wurde, hat sich nur ganz wenig getan um Visual Kei international zugänglich zu machen. Seit dieser Zeit hat Amerika noch drei weitere Englischsprachige Visual Kei Magazine erlebt, von denen zwei bereits wieder verstorben sind. Auch in Europa und Ost-Asien gab es mehrere Versuche Magazine in unterschiedlichen Sprachen zu etablieren, doch wie in den USA, waren diese zum Scheitern verurteilt. Viele dieser Magazine gingen unter ohne überhaupt große Beachtung erhalten zu haben. Doch neben diesen Verlusten innerhalb der Szene gibt es auch Mainstream Magazine die ab und an mal Visual Kei Künstler aufgreifen. Viele Fans nutzen dabei jedoch mehr die Alternativen wie kostenlose Datenbanken im Internet wie JaME, welche Biografien, Interviews, Konzert Berichte, CD Reviews usw. beinhalten.
Die meisten Ortsansässigen Visual Kei Geschäfte in Japan, sowie auch unabhängige Record Labels, akzeptieren seit kürzester Vergangenheit Online Bestellungen, doch noch sind nicht alle international. Während Cloes-Child und BRAND-X Weltweit verschicken, beschränkt sich Like An Edison und Jishuban Club immer noch nur auf Japan. Doch es gibt noch andere Möglichkeiten im Internet um an Musik, DVDs und in manchen Fällen auch Tour Merchandise zu kommen. Sowohl HMV und CDJapan bieten diese Möglichkeiten an.
Viele Fans sind aber trotzdem noch unsicher und misstrauisch gegenüber solchen Online Angeboten, und warten beständig darauf das in ihrem eigenen Land ein Zugang entsteht. Ein Fan aus Argentinien äußerte sich dazu wie folgt: "Es gibt eine Menge Fans hier, so wie mich, die keine Kreditkarte besitzen und darum nichts übers Internet bestellen können. Es ist schrecklich die Alben seiner Lieblingsbands nicht kaufen zu können. Ich fühle mich wie ein Dieb wenn ich sie downloaden muss."2 Doch nicht nur der Kauf selbst übers Internet bereitet Probleme, häufig kommen auch noch unermessliche Versandkosten hinzu, die jeden Fan abschrecken. Amazon Japan hat feste Preise und so kostet das verschicken nach Amerika $17.00 und nach Europa $27.00. Viele Fans sehen bei solchen Preisen garnicht mehr ein etwas aus Japan zu bestellen.3 Ein weiteres Beispiel für unergründlich hohe Preise bietet Yahoo! Japan Auctions: während die Anfangsgebühr beim bieten nur $10 beträgt, kann sie innerhalb weniger Augenblicke auf $70 Dollar ansteigen oder in gewissen Fällen noch höher.4
Neben dem Verkauf bei Anime bezogenen Geschäften und Conventions setzt sich der direkte Verkauf Vorort von Artikeln langsam Weltweit durch. Einige Europäische Fans haben berichtet das sie Visual Kei CDs in verschiedenen Geschäften wie FNAC oder Saturn kaufen konnten. Obwohl viele Japan und Anime Geschäfte in Vergangenheit Visual Kei im Angebot hatten, waren es oft nur Europäische Editionen von CDs oder Produkte von Indie Bands die im Ausland größere Beachtung bekommen haben.
Visual Kei in den USA sieht dabei nochmal ganz anders aus; während CDs von Indie und Major Bands in Book Off! und Kinokuniya gefunden werden können, haben Japan und Animegeschäfte nur eine ganz kleine Auswahl an Artikeln. Zwischen 2007 und 2008 begann das Amerikanische Gothic Geschäft Hot Topic regelmäßig japanische Visual Kei Magazine und CDs sowie CDs in ihr Angebot aufzunehmen.5 Doch aufgrund geringer Auflagen und limitierten Fassungen verschwanden diese Produkte schnell aus dem Angebot der Einzelhandelsketten. Es gab sowohl positive Äußerungen gegenüber dem Angebot von Hot Topic als auch kritische welche den Visual Kei lieber fernab vom Mainstream haben wollten. Andere wiederum waren bereits glücklich damit das sie in ihrer "Kleinstadt in Amerika" die Gelegenheit hatten die Musik ihrer Lieblingsbands bequem Vorort kaufen zu können.
Auf die Frage (von Visual Kei Globalization Survey) ob Visual Kei Musik weltweit zugänglich sein sollte antworteten zwei Amerikaner mit unterschiedlichen Auffassungen. "Die Fans sollten aufhören sich zu beschweren das das Merchandise zu teuer sei oder das sie es nicht importieren könnten. Und wenn man dann mal Visual Kei im Angebot von Hot Topic hat beschweren sich die Leute auch. Aber auf beide Arten kann es nunmal nicht funktionieren. Merchandise kann nicht nur für eine Gruppe zugänglich bleiben und zugleich günstig im Preis sein."6 Ein anderer Fan aus dem mittleren Westen hatte eine ähnliche Auffassung und sagte: "Wenn die Fans offener gegenüber Veränderungen in der Szene und der Musik wären, so würde die Globalisierung auch besser auf Erfolg treffen. Die Fans halten die Künstler zurück, und das ist traurig."7
Als JaME die Szene genauer unter Betrachtung nahm im März 2011, kamen Forderungen von allen Fans die das selbe wiederspiegelten: Sie wollten Zugänglichkeit, am besten in ihrem eigenen Land zu einem vernünftigen Preis, so das sie die Band direkt unterstützen können und nicht fürchten müssen das das Geld bei einem Second-Hand Geschäft liegen bleibt. Andere wiederum forderten mehr als nur CDs und DVDs, sie wollten das die Fan Clubs und Band Merchandise Produkte auch für ausländische Fans zugänglich werden. Für viele Fans dreht sich nicht nur alles um die Masse, um die Anzahl, sondern um das Verlangen den Künstler auf direktem Wege unterstützen zu können.
Ein Fan von der Ostküste der USA stellte dar: "Ich wünschte es gäbe einen einfacheren Weg um Merchandise und Band Artikel direkt vom Künstler zu kaufen. Ich kaufe viel über Auktionshäuser im Internet und gebe dementsprechend sehr viel Geld dafür aus, doch letztlich kommt von dem Geld nichts beim Künstler an."8
Mit den Begrenzungen der Zugänglichkeit, stieg die Anzahl der illegalen Downloads in der Visual Kei Szene, und sie steigt immer weiter an, mit 92% der Fans die zugeben das sie monatlich etwas downloaden. 64% von ihnen gaben weiterhin zu das sie nicht nur die illegalen Möglichkeiten ausschöpfen wenn es keine anderen Wege gibt, sondern es auch dann tun wenn es legale Varianten zum Erlangen der Musik (wie iTunes, Hear Japan, etc.) gibt.9 Während wir ganz klar sagen können das einige dieser Fans nicht die Möglichkeit besitzen übers Internet etwas zu kaufen, spricht dies nicht für alle der oben genannten; illegale Downloads gibt es in jedem Genre der Unterhaltungsindustrie, täglich. Viele große Organisationen und Firmen sprechen sich aus gegen illegale Downloads, so auch die International Federation of the Phonographic Industry (“IFPI”), welche mit Studien belegte das illegale Downloads den Musikverkauf schädigen.10
Nathan Reaven, Besitzer von HearJapan, einer Webseite die sich dazu verschrieben hat ihren Kunden auf legalem Wege mit Mp3s bereitzustellen, schrieb in einem öffentlichen Brief an das die Visual Kei Fans durch illegale Downloads die Möglichkeiten ins Mainstream abzurutschen eliminieren. Dies hätte zudem noch weitere Gründe.11
Reaven zeigte dies mithilfe eines Experiments das er mit der Band
XodiacK durchführte. Die Band veröffentlichte ein eklusives nur auf HearJapan erhältliches Visual Kei Album. Nach der kostenlosen Veröffentlichung der ersten Single der Band, stieg die Popularität der Band um ein vielfaches und die Downloads auf der Seite betrugen schon bald über 500. Kurz darauf wurde entschieden das
XodiacK auf der Webseite ihr Debut mit einem digitalen Album feiern würden, hohe Downloadraten bereits erwartend. An dem Tag als die CD veröffentlicht wurde, verkaufte die Webseite nur zehn Exemplare, während innerhalb von 24 Stunden die mp3 wie ein Virus verbreitet war und mehr Personen erreichte als überhaupt die CD gekauft hatten.
Obwohl das Aufkommen dieser Problematik nicht nur im Visual Kei zu spüren ist, verdeutlicht es die wesentlichen Punkte die dazu führen das die Musik ins Visier von Streitfragen gerät. Als erstes lässt sich sagen das illegale Downloads nur den Fans dienen, die Bands erhalten keinerlei Geld daraus, sie verlieren sogar Geld welches sie vorher in den Aufnahmeprozess gesteckt haben. Zweitens, wenn die Fans sich nur unter gleichgesinnten aufhalten wird es keinen neuen Zuwachs innerhalb der Szene geben. Aufgrund dieses Kreislaufes argumentieren einige Fans damit das illegale Downloads gefördert werden müssen, wobei dies nur gelingen kann wenn die Fans die Musik mit Personen austauschen die nicht der Szene angehören. Ein Fan aus Australien gab zu: "Ich gehöre zu den Fans die wollen das die Szene weiterhin im Untergrund bleibt, denn die Furcht ist zu groß das Visual Kei zu einer Mainstream Phase verkommt in der sich die Teenager in anderen Ländern nur für einen gewissen Zeitraum so kleiden."13 Dieses Verhalten, sowohl die Geheimhaltung der Szene als auch der illegale Vertrieb, schadet jeden: den Bands, den Fans und der Szene selbst. Ohne Fans und ohne Einkommen kann Visual Kei nicht bestehen.
Zusammenfassung
Wenn es mehr Möglichkeiten und mehr Zugang im Ausland geben würde, ohne das die Preise um ein vielfaches ansteigen, so würden wahrscheinlich die Visual Kei Fans weniger Musik aus illegalen Downloads beziehen und die allgemeine Zugänglichkeit der Musik würde gegeben sein. Es ist nicht so als würden alle Fans nichts kaufen: 53% der Fans gaben an das sie alle drei Monate $25 und manche sogar bis zu $200 ausgaben.14 Dies würde nicht nur der Musik im Sinne des Konsumismus zugute kommen, sondern auch der Zugänglichkeit helfen, und damit auch der Fangemeinde die das Potenzial hat weiter zu wachsen , fördert. Dies setzt jedoch weitere Bemühungen dahingehend voraus.
Nächste Woche gibt es ein Interview mit
Kiwamu, Gitarrist von
BLOOD und Besitzer vom Record Label Starwave Records, in welchem er uns verrät wie er über Visual Kei, der Industrie und der Szene von damals bis heute, denkt. Schaut rein!
Ihr wollt einen Shop der im Artikel genannt wurde genauer betrachten?
Unterstützt den Künstler!
Amazon Japan
Book Off France
Book Off US
“Brand-X” CDJapan
Closet Child
FNAC
Free Record Shop
JapanFiles.com
HearJapan
HMV
Kinokuniya
Jishuban Club
Like an Edison
Saturn
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[1] Cameron Scholes, E-Mail Interview, Februar - März 2011
[2,6,7,8,9,13,14] “Globalizing Visual Kei Survey”, last modified March 11, 2011.
[3]"Verschiffungsdaten und Lieferinformationen", Amazon.co.jp, 2011.
[4]"Rinkya Japan Duty Bidding Service Fees", 2011; "Mukunoki Service Category & Fee", 2011.
[5]"Visual Kei @ Hot Topic", 2011.
[10] See Appendix 8; “Online Music Report 2004”, IFPI, last modified 2004, accessed March 1, 2011
[11,12] Nathan Reaven “A Message to Visual Kei Fans.” Last modified 2009, accessed February 10, 2011